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Die 23-jährige Luzernerin hat die Bühne des 11. Oltner Kabarett-Castings als klare Siegerin verlassen. Ihre sehr persönliche, ungeschminkte Lebensgeschichte von Hochs und Tiefs, Hin und Her, zwischen Hoffen und Bangen, Lachen und Weinen hat Jury wie auch Publikum berührt. Ihr Programm trug den Titel „Warum Du morgen noch leben könntest“, ein Blick auf ihre eigenen Ängste, Ambivalenzen, ihre Familie und ihre Figur. Ist das Kabarett? Durchaus, denn Kabarett darf auch ernst sein, nachdenklich, sogar schockierend. Aber bei allem empathischen Staunen durfte das Publikum immer wieder schmunzeln und lachen, mal aus Verlegenheit, mal wegen des Wortwitzes oder ganz einfach weil man sich selber in einer Pointe erkannte. Obwohl die junge Frau Schauspiel-, Schreib- und ein wenig Slam-Erfahrung hat, ist ihre Leistung auf der Kabarett-Bühne, wo andere Gesetzmässigkeiten herrschen, bemerkenswert eindringlich und vielversprechend.

Wie geht es jetzt weiter? Das Kabarett-Casting ist dazu da, die künstlerische Entwicklung voranzutreiben. Mit einem Förderpreis von CHF 10‘000 und der Begleitung durch einen Coach (diesmal Günther Baldauf, Schauspieler und Regisseur) wird Julia Steiner während eines Jahres ein abendfüllendes Programm erarbeiten und spätestens an der „Wunschfeder“ im Rahmen der Oltner Kabarett-Tage 2024 uraufführen können.

Beschwingter ging es bei den anderen beiden Acts des Abend zu. Philipp Wiederkehr, der Zürcher mit Moderationshintergrund, glich in seinem Auftritt einem Comedian, wob jedoch ökologisch-politische Themen in seine Texte und landete entlarvende Seitenhiebe. Das Duo Piccolo, einziger Lokalmathador der diesjährigen Ausgabe, hatte sich extra für das Casting gebildet – mehr „Newcomer“ geht also nicht. Gjenc Ransi aus Olten und Thomas Widmer aus Biberstein (AG) bespielten das Terrain der ethnischen und kulturellen Grenzerfahrungen. Insgesamt ein abwechslungsreicher und unterhaltender Finalabend auf beachtlichem Niveau, der allen Teilnehmenden alle Türen offenlässt.

Fotos: Dieter Graf